"Kalte Berechnung" - Stefanie Maucher
09:03Nach
dem letzten Wort musste ich erst einmal durchatmen. Der Hass, die
Verzweiflung, das Verlangen nach Rache ist mit jedem weiteren Kapitel
tiefer in mich gegangen. Das Anklagende und die Angst zu scheitern waren
so nah spürbar, dass es mir kalt den Rücken runter lief. Am heftigsten
ergriff mich der Gedanke, ebenso zu denken, zu handeln und dass diese
Tat, diese Umstände, unter denen die Frau handelt, nicht weit her geholt
ist. Die Überlegungen, den Gegner auszuspielen sind vollkommen
nachvollziehbar und das macht es so echt. So voller von Ekel erregter
Gänsehaut.
Die Autorin wirft uns in ein Geschehen, das zu Anfang
angenehm wirkt. Man befindet sich auf dem Weg zu einem Konzert. Erst mit
der Zeit gerät man weiter in den Strudel aus Hass und Vergeltung und
bemerkt dass dem Willen, der Person und der Tat tiefere, schwärzere
Gedanken hinter stehen. Weiter hinein möchte ich nicht greifen, sonst
verliert dieses Werk an Kraft, seinen eigentlichen Aufschrei an alle da
draußen zu verbreiten.
Ihre Sprache ist wundervoll. Schwingt sich
auf, überträgt die Gefühle hautnah. Ein leicht geschwungener Stil, der
ineinandergreift, was mit gut gefällt.
Am mächtigsten ist die
gewählte Form in der sie erzählt. Sie gibt dem Täter keine Namen, doch
schreibt ihre Geschichte nieder, als erzählte die Frau ihm, wie sie ihre
Rache zu stillen pflegt. Das macht es so echt, so nah, so greifbar und
abschreckend. Man wird darauf fokussiert, dass hier nur der Täter und
unsere Protagonistin wichtig sind. Auch wenn die Umgebung immer einen
guten Schwung Aufmerksamkeit abbekommt, dient sie nur als Untermauerung
des Vorhabens. Das Ende und dessen Wendung beschreibt die Gedanken, die
sicher ein jeder hat, nachdem er aus dem Rausch der Rache aufwacht und
der Autorin ist es nicht nur gelungen, sondern auch wahrhaftig
klargeworden, dass jede Rache, jede Tat an ihm nicht besser wäre, als er
es getan hat.
Es ist so voller Gefühle, dass ich die Rezension noch
ausweiten könnte, doch darum geht es nicht. Es ist das erste Werk, das
mich so tief mitgerissen hat, dass ich mir selber meine Gedanken machen
MUSS, welchen Weg ich gehen würde und ehe ich das nicht für mich
halbwegs ausgemacht habe, wird mich dieses Thema wohl nicht los lassen.
Kalte Berechnung
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